Agon Brahimi, Jahrgang 1993, bewarb sich 2014 mit
Hauptschulabschluss als bekennender „Lernmuffel“
erfolgreich für einen Ausbildungsplatz als Servicehelfer. „Ich
bin offen, komme mit allen gut aus und ich setze mir selbst
hohe Ziele“, sagt der Esslinger, dessen Eltern aus dem Kosovo
stammen. Das positive Feedback für seine Arbeit motiviere
ihn zusätzlich. Nach Ausbildung und zwei weiteren Jahren in
der Geriatrischen Rehaklinik am Robert-Bosch-Krankenhaus in
Stuttgart wechselte er im Herbst 2018 zum Wohlfahrtswerk,
das zahlreiche Plätze für Servicehelfer anbietet.
Dort wurde er zum ersten „Digitalen Servicehelfer“ im vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekt „Kommmit.“ Das mehrjährige Vorhaben setzte auf soziale und digitale Teilhabe durch ein Servicenetz, um so die Medienkompetenzen von Senioren zu entwickeln.
Agon Brahimi hatte viel zu tun. Was er in der Ausbildung als Service „nah am Menschen“ lernte, half ihm nun bei seinen Kontakten. „Ich zeigte, wie ein Tablet funktioniert, recherchierte Informationen oder erklärte, welcher Handyvertrag passt. Denn die Senioren sollen sich nichts ‚andrehen‘ lassen, was sie nicht brauchen. Und ich half ihnen, ihre Unsicherheit zu verlieren.“ Dabei sei er kein „Technikfreak“. Aber „das intuitive Rumprobieren ist für meine Generation ganz normal“. 30 bis 40 Personen betreute Agon Brahimi pro Woche im Schnitt. An einen 90-Jährigen erinnert er sich besonders gern. „Ich habe ihm gezeigt, wie Skype funktioniert. Jetzt hat er wieder regelmäßig Kontakt zu seinem Enkel, der weit weg wohnt.“ Es sind diese Geschichten, die ihn für seinen Beruf begeistern.
Inzwischen ist Agon Brahimi Mitarbeiter der Abteilung Technik im Wohlfahrtswerk und in mehreren Projekten aktiv. Dazu gehört „PROCare4Life“, das von der EU gefördert wird. Ziel ist es, die Lebensqualität, Selbstständigkeit und Sicherheit von älteren Menschen mit Demenz, Parkinson und anderen chronischen Erkrankungen zu verbessern. Dies geschieht durch die Anbindung an intelligente Assistenzsysteme, zum Beispiel durch Sensoren von Smartwatches und -phones. Darüber hinaus hilft Agon Brahimi Bewohnerinnen und Bewohnern diverser Einrichtungen bei der Internet-Installation und anderen Fragen: „Die Mischung aus Technik und praktischer Hilfe für Menschen, denen ich die Angst vor technischen Schwierigkeiten nehmen kann, macht meine Arbeit so interessant und schön.“
Agon Brahimis Weg bleibt also spannend. Seine Familie war anfangs mit Blick auf die Servicehelfer-Ausbildung skeptisch. Das habe sich geändert, erzählt er mit einem Lächeln: „Mein Bruder sagt immer zu meinen Eltern, ‚seid nett zu Agon, er wird sich später gut um euch kümmern‘“.